Das Schulwesen in Leupoldsgrün

Eine Urkunde aus dem Jahre 1559 verzeichnet eine „Herberg, darauf Hans Wirt Schulmeister”. Wann der erste Schuldienst in Leupoldsgrün aufgenommen wurde, und ob in dieser Herberg des Hans Wirt Unterricht erteilt wurde ist nicht bekannt aber wahrscheinlich. Fest steht jedoch, dass mit der Auflösung der Grundschule in Leupoldsgrün im Jahre 2000 mehr als 400 Jahre Schuldienst in Leupoldsgrün beendet wurden.

Das Patronatsrecht über die Kirche in Leupoldsgrün stand 1560 den Herren von Hartungs zu. Dazu gehörte auch das Vorschlagsrecht für den Kantor. Als erster Kantor der Pfarrei Leupoldsgrün - und gleichzeitig als Schullehrer - trat 1560 Caspar Bodenschatz seinen Dienst an. Seitdem unterrichteten ausgebildete Lehrer die Jugend von Leupoldsgrün und Lipperts im alten Schul- und Kantoratsgebäude, das nahe der Kirche stand.

Im 18 Jahrhundert besaßen Mühldorf, Epplas und Föhrenreuth eigene Schulen. Epplas stellte einen Winterschullehrer an, da man im Sommer die Kinder zum Arbeiten brauchte. Da in Föhrenreuth kein Schulgebäude zur Verfügung stand, fand der Unterricht täglich in einem anderem Haus statt. Im Gegensatz zu Leupoldsgrün keine Lehrer sondern Schulhalter oder Schulmeister. Sie besaßen einige Grundkenntnisse, die sie der Jugend vermittelten, und betrieben in der Regel nebenbei ein Handwerk. In diesen Schulen wurde nur bescheidener Erfolg erzielt. Noch um 1800 unterzeichneten viele Bewohner ihre Lehensbriefe mit 3 Kreuzen, da sie weder schreiben noch lesen konnten.

1810 trat der Kantor und Schullehrer Johann Freund seinen Dienst in Leupoldsgrün an. Die Kantoratsschule, ein Fachwerkbau, bestand nur aus einem Raum, der zugleich Schulstube als auch Wohnstube des Lehrers war. Eigentümer war der Patron der Schule, Kammerherr von Reitzenstein. Ein Gehalt im heutigen Sinne kannte Johann Freund nicht. Treffend drückte es sein Lehnsbrief aus: „Besitzt sonst nichts”, selbst das Mobiliar gehörte dem Kammerherr.

Statt eines Gehaltes erhielt der Lehrer jährlich vom Patronatsherren, dem Herren von Reitzenstein:

67 l Bier, 3 Garben Korn, 3 Garben Hafer, 4 Laib Brot, 4 Kauten Flachs und 1 Bund Heu zu 10 bis 20 Pfund. Zusätzlich wurden ihm vom Patronatsherren ¾ Tagwerk Acker und ¼ Tagwerk Wiese zur Verfügung gestellt. Seine Ernte lagerte der Schullehrer in einem „kleinen Scheuerlein”. „Ein Ställein, eine Holzschlicht und ein Hausgärtlein” gehörten ebenfalls zum Schulanwesen.

Da mit diesem Einkommen das Existenzminimum nicht gesichert werden konnte, musste die Dorfbevölkerung aus Leupoldsgrün zum Lebensunterhalt ihres Lehrers beitragen. Dies wurde zum Teil bereits in den Lehensbriefen geregelt. So wird zum Beispiel Abraham Munsert, Besitzer eines Viertelhofes, zu folgenden Abgaben für die Schule verpflichtet: 2 ½ Kreuzer für Holz, 2 Laib Brot, statt „Heilig Abend” 3 Kreuzer. Vom Schmiedemeister Greßmann erhielt der Lehrer: 6 Maß Erdäpfel, 3 Maß Gerstenmehl, ½ Laib Brot und 3 Brot Stroh. Neben weiteren Abgaben standen Johann Freund zu Weihnachten auch einige Pfund Fleisch zu, die der Gastwirt und Metzgermeister Fließmann liefern musste. Für die Beheizung des Schulraumes teilte der Herr von Reitzenstein „1 Klafter Scheitholz mit dem Abfall” zu. Dafür zahlte der Lehrer 2 Groschen Anweisgeld an den Jäger, dann wurde das Holz auf seine Kosten gehauen und zur Schule geliefert.

Seit 1807 unterrichtete der Schulhalter Dittmar in einem Mietlokal in Lipperts. Sein Vorgesetzter, der Ortspfarrer von Leupoldsgrün, beurteilte ihn als einen Mann von unermüdlichem Fleiß. 1857 hatte Dittmar die Altersgrenze erreicht, versah aber wegen Lehrermangels seinen Dienst auch in diesem Alter noch weiter. Sei Jahresgehalt betrag zu dieser zeit 100 Gulden. 1852 baute die Gemeinde Lipperts ein neues Schulhaus für die 66 Werktags- und die 37 Sonntagsschüler der Gemeinde Lipperts.

Die Gemeinde Leupoldsgrün ließ 1826 „bedeutende Reparaturen” an ihrem Schulgebäude durchführen. „Die Schulstube wurde ganz neu hergestellt und ringsum untermauert.” Dazu wurden die Steine eines kleinen, abgerissenen Turmes verwendet, welcher vorher zwischen Pfarrhaus und Kirche am Eingang des alten Friedhof stand. Im Jahre 1862 wurden in Leupoldsgrün 156 Werktagsschüler unterrichtet, neben den Schülern aus Leupoldsgrün gehörten hierzu auch die Kinder aus Föhrenreuth. Obwohl der Unterricht in zwei Schichten erfolgte konnte der Schulraum die Schüler kaum aufnehmen. Vom 14. bis zum 16. Lebensjahr schrieb das Gesetz den Besuch der Sonntagsschule vor. Die 57 Sonntagsschüler wurden in 2 Gruppen, getrennt nach Geschlecht, unterrichtet. In 14tägigen Rhythmus wechselten Unterricht und Christenlehre, die der Pfarrer erteilte.

1863 bekam Föhrenreuth ein eigenes Schulhaus mit Glockenturm. Trotzdem stieg die Schülerzahl in Leupoldsgrün weiter. Die 2. Schulstelle konnte aus Platzmangel nicht eingerichtet werden. Das Kantoratsgebäude war baufällig, Einsturzgefahr drohte. 1850 wurde ein Neubau mit 2 Schulzimmern und 2 Lehrerwohnungen beschlossen. Laut Vertrag sollte das Patronat 50% der Kosten aufbringen, die andere Hälfte fiel der Kirchen- und Schulgemeinde zu. Nach jahrelangen Verhandlungen errichtete man 1865/66 für 15000 Mark ein neues Schulgebäude. 1869 versteigerte die Gemeinde das alte Kantoratsgebäude auf Abbruch, das auch bald aus dem Ortsbild verschwand.

Durch diesen Schulhausneubau hatte sich die Gemeinde übernommen und geriet in Zahlungsschwierigkeiten. Ab dem 6. Januar 1876 wurde zur Tilgung der Schulden „ein Bieraufschlag” erhoben. Seine Gültigkeit war auf 10 Jahre begrenzt, aber die finanzielle Lage der Gemeinde verbesserte sich nicht. So mußten die Leupoldsgrüner 1876 erfahren: „Durch Entschließung des Königlichen Staatsministerium des Inneren vom 7. März 1886 wurde die Forterhebung des Bieraufschlages bis zum 31. Dezember 1895 allerhuldvollst bewilligt”. Weitere Ausgaben kamen auf die Gemeinde zu. Man führte deshalb „zugunsten der Gemeindekasse einen Fleischaufschlag” ein, und seit dem 1. Juli 1888 wurde „ein Mehl- und Brotaufschlag” erhoben.

Nachdem man im neuen Schulgebäude die Toilettenanlage gründlich verbessert hatte, schaffte die Gemeinde für beide Schulzimmer neue Möbel an und ließ zum Schutz der Wände eine hölzerne Vertäfelung anbringen. Dafür gewährte das Staatsministerium einen Zuschuß von 550 Mark. So hatte Leupoldsgrün unter großen Opfern ihr neues Schulhaus errichtet, welches bis zum Jahre 2000 seinen Zweck erfüllte.

1906 kam der Lehrer Lorenz Zink nach Leupoldsgrün. Neben seinem Schuldienst nahm er als Kantor, Dirigent des Gesangvereines, Rechner des Raiffeisenvereins, Gemeindeschreiber und Bürgermeister eine entscheidende Stellung im Leben der Gemeinde ein.

Im April 1945 musste der Unterrichtsbetrieb eingestellt werden. Polen und Tschechen, die man während des Krieges als Fremdarbeiter nach Deutschland gebracht hatte, nahmen im Schulhaus Quartier. Später wohnten hier 2 Flüchtlingsfamilien. Erst im Februar 1946 schickte die Regierung Heinz Schulz nach Leupoldsgrün. Nachdem Lehrer Horst Henke seinen Dienst angetreten hatte, wurden 191 Kinder von 2 Lehrkräften unterrichtet. Nach Errichtung eines weiteren Lehrerzimmers, auf Kosten der Lehrerwohnung, genehmigte die Regierung die 3. Schulstelle.

Die Neuordnung des Schulwesen führte 1956 zur Gründung des Schulverbandes Leupoldsgrün-Lipperts. Dadurch entstand eine vierklassige Schule, die Lehrer Andreas Gill leitete.

Über das Schulwesen von Leupoldsgrün in den Jahren 1945 - 1956 berichtet auch der ehemalige Bürgermeister von Leupoldsgrün, Herr Johann Friedrich Fischer, in seiner Chronik von 1957.

Im Jahre 1969 schloß sich die Schule Leupoldsgrün dem Schulverband Schauenstein an. Später wurden im Rahmen der Verbandsschule Schauenstein die Hauptschüler in Schauenstein unterrichtet. Die Grundschule Leupoldsgrün wurde mit den Klassen 1.-4. in Leupoldsgrün weitergeführt. Nach Udo Sperber übernahm Frau Helga Sperber die Aufgaben der Schulleitung.

Bedingt durch die Schulreform „Bayern 2000” und die darin enthaltenen Anforderungen an die Größe der Schulen, erweiterte Anforderungen an den Unterricht konnte die Schule Leupoldsgrün nicht mehr gehalten werden. Mit Ablauf des Schuljahres 1999/2000 wurde die Grundschule Leupoldsgrün, die kleinste Schule in Oberfranken, geschlossen. 57 Kinder hatte die Grundschule Leupoldsgrün im letztem Schuljahr, Gleichzeitig wurde Schulleiterin Helga Sperber  in den Ruhestand verabschiedet. 1962 war sie in den Schuldienst eingetreten, 36 Jahren war sie schon in Leupoldsgrün tätig. 1972 wurde sie stellvertretende Schulleiterin, seit 1985 war sie für die Grundschule Leupoldsgrün verantwortlich. Der Elternbeirat verabschiedete auch die letzten vier Lehrerinnen der Grundschule Leupoldsgrün Christine Just, Gertraud Hupfer, Karin Reichelt und Christine Völkel.

Die Grundschüler aus Leupoldsgrün (Klasse 1-4) besuchen nun die Grundschule in Schauenstein während die Schüler ab der Klasse 5 die Hauptschule in Helmbrechts oder die weiterführenden Schulen in Hof und Helmbrechts besuchen. Omnibusse bringen die Schüler zu ihrem jeweiligen Schulort.

Im Rahmen der Städtebauplanung der Gemeinde Leupoldsgrün wurde vorgesehen, dass die ehemalige Schule Sitz der Verwaltung der Gemeinde Leupoldsgrün werden soll. Die beiden Schulräume im Obergeschoss sollen der Bevölkerung dann als Veranstaltungsräume zur Verfügung stehen.

Da diese Pläne mit umfangreichen Umbaumaßnahmen verbunden sind, können diese kurzfristig nicht realisiert werden. Das Gebäude wird nun täglich vielfältig im Gemeindeleben genutzt. Das BRK Leupoldsgrün, die Kleintierzüchter Leupoldsgrün, die Musikschule und die Volkshochschule des Landkreises Hof sind zur Zeit dort beheimatet.

 

 

[Startseite] [Geologie] [Zeittafel] [Anfangszeit] [Hohenzoller] [Bayern] [Neuanfang] [Pfarrei] [Schulwesen] [Quellen] [Impressum] [Fotos] [Gästebuch]