Leupoldsgrün wird Pfarrei

Bereits in der Landbeschreibung von Hof aus dem Jahre 1388, findet sich ein Hinweis darauf, dass in Leupoldsgrün eine Kapelle besteht, welche zu Lipperts gehört. Leupoldsgrün 1445 und 1502 als zur Pfarrei Selbitz gehörige Kapelle erwähnt.

Während Lipperts im Mittelalter noch zur Hofer Lorenzkirche gepfarrt war, wies das Landbuch von 1502 eine Frühmesse in Leupoldsgrün nach. Auf dem Platz der heutigen Kirche stand eine Kapelle, in der ein Kaplan die Messe las. Leupoldsgrün war eine Filiale der Pfarrei Selbitz. Heinz von Lüchau, Herr auf Hartungs, und alle Einwohner beantragten einen eigenen Geistlichen. Dieser Bitte konnte jedoch nur entsprochen werden, wenn der Lebensunterhalt des Dorfpfarrers gesichert war.

Am 12. November 1520 schloß Heinz von Lüchau mit dem Selbitzer Pfarrer Frobin von Jost (oder auch Joß, Thoss) einen Vergleich. Als Zeugen fungierten Wolf von Wirsberg zu Selbitz und Adam von Reitzenstein zu Rothenbürg. Leupoldsgrün erhielt einen eigenen Pfarrer, dem „zwei Gütlein samt Zehnt zu Pretschenreuth” zugesprochen wurden. Die beiden Pfarrer von Selbitz und Leupoldsgrün sollten die Filiale Marlesreuth gemeinsam versehen

Die volle Selbständigkeit bekam die neue Pfarrei nicht. Noch 1542 nennt das Pfarrbuch von Hof die “pfarr Selbiz sampt anhangender capellen Leupoltsgrun ... und Marolzreut”.

Die „Hauptopfer”, die Gottesdienste zu Ostern, Pfingsten, unserer lieben Frau, Weihnachten und zu Himmelfahrt, hielt weiterhin der Selbitzer Pfarrer. Dasselbe galt laut Vertrag auch für die drei Kirchweihen. Zum Ausgleich durfte der Leupoldsgrüner Geistliche Ostern, Kreuzfahrt und Fronleichnam in der Kirche zu Selbitz halten. Bei dieser Regelung ging es hauptsächlich um die Einnahmen des Pfarrers Frobin von Jost, wollte er darauf nicht verzichten, so musste er in Leupoldsgrün präsent bleiben. So berichtet der Chronist Pfarrer Hager: „Wenn der Kaplan von Selbitz nach Leupoldsgrün käme, um fälligen Käse und Flachs zu sammeln, sollten ihm diese Gaben weiterhin gerne und freiwillig gegeben werden.” Der Getreidezehnt von Leupoldsgrün stand ebenfalls dem Selbitzer Pfarrer zu. Alle „übrigen” Pfarreinnahmen erhielt der Geistliche in Leupoldsgrün. So übernahm 1520 Nikolaus Rauh eine arme Pfarrei. Genügend Zündstoff für künftige Auseinandersetzungen mit Selbitz war gelegt. Neben seiner Pfarrei versorgte der Leupoldsgrüner Geistliche zusammen mit dem Kaplan aus Selbitz die Frühmesse in Marlesreuth. Das Patronatsrecht über Kirche und Schule übten die Herren von Hartungs aus. Ihnen stand es zu, den Geistlichen und den Kantor vorzuschlagen. Als erster Kantor und Schullehrer wurde um 1560 Caspar Bodenschatz genannt. Eine Urkunde aus dem Jahre 1559 verzeichnet eine “Herberg, darauf Hans Wirt Schulmeister”. An 1560 und in der Folgezeit wird Caspar Bodenschatz als Schullehrer geführt. Im Jahre 2000 wird die Schule in Leupoldsgrün nach mehr als 400 Jahren geschlossen.

Der Niedergang der Kirche hatte bereits vorher begonnen. Ein Beispiel für die Verweltlichung der Kirche finden wir in Elas von Lüchau, die 1419 das Vorwerk in Epplas auf Lebenszeit erhielt. Auch nach ihrem Eintritt in das Frauenkloster zu Hof, welches sie später als Äbtissin leitete, bewies sie durch viele persönliche Erwerbungen ihre Geschäftstüchtigkeit.

1489 wurde Hof „Schauplatz eines im großen Stil organisierten Ablaßhandels.” Viele Geistliche verurteilten dieses Treiben in ihren Predigten. Die Zeit des Umbruches kam auch auf die Leupoldsgrüner Bauern zu. Die Entscheidung über den rechten Glauben trafen aber nicht die Leupoldsgrüner selbst, sonder ihr Landesherr. Markgraf Georg der Fromme schloß sich der neuen Lehre an. Dadurch verbesserte sich die finanzielle Lage der verschuldeten Markgrafschaft, weil der Staat den Besitz der katholischen Kirche übernahm.

So wurde 1528 in der Markgrafschaft die Reformation eingeführt. Nach Annahme des evangelischen Glauben feierten die Leupoldsgrüner nur noch eine Kirchweih im Jahr. An diesem Tage predigte bis 1817 der Selbitzer Pfarrer in unserer Kirche. Er war Gast des Ortspfarrers, musste jedoch laut Vorschrift eine Gans zu den Mahlzeiten beisteuern. Der Chronist berichtete: „Bei dieser Gelegenheit sollen die beiden Herren nicht immer ganz brüderlich am Tisch gesessen sein; und haben einige Male nicht darüber einig werden können, welchem von beiden es zukomme, den Nachmittagsgottesdienst zu versehen.” Die Abgaben, die von der Leupoldsgrüner Kirche nach Selbitz flossen, blieben immer ein Zankapfel.

Eine Mißernte in 1816 führte 1817 zu „namenloser Teuerung und Hungersnot”. Viele Leupoldsgrüner konnten die Preise für Getreide und andere Lebensmittel nicht bezahlen.  „Die Menschen kamen ganz von Kräften, schlichen wie Schatten daher.” 80 Todesfälle mußte Pfarrer Rennebaum in einem Jahr eintragen:18 Menschen starben an Auszehrung und Hunger. Die Ruhr brach wegen der schlechten Ernährung aus und raffte 28 Einwohner weg. Ausschläge und Geschwülste forderten 4 Opfer. 13 Kinder wurden tot geboren oder verstarben kurz nach der Geburt.

In diesem Jahr musste selbst der Pfarrer auf die ihm zustehenden Abgaben verzichten. Die Gebühren für die zahlreichen Beerdigungen erhielt er teils in späteren Jahren, teils aber auch gar nicht.

Pfarrer Rennebaum bemühte sich um eine Verbesserung seiner Einkünfte; die Naturalabgaben waren inzwischen in Geld umgelegt worden. Die Hartungser Abgaben musste er sich mit dem Pfarrer von Ahornberg teilen. Röhrsteig und Hohenhuch, welches 1713 erstmals erwähnt wurde gehörten bis auf wenige Häuser zur Pfarrei Ahornberg. Erst 1822 teilte man Röhrsteig der Kirchengemeinde Leupoldsgrün zu, während Hohenbuch weiterhin bei Ahornberg blieben. 53 Gulden 45 Kreuzer - aus Leupoldsgrün und Föhrenreuth - standen noch immer dem Pfarrer in Selbitz zu. Renneberg bat um die Zuteilung dieser Summe, im Gegenzug wollte er auch die Kirchweihpredigt halten. Die Predigt hat er erhalten, aber nur 8 Gulden 45 Kreuzer des strittigen Betrages. Ersatz mit der Abschaffung des Zehnts im Jahre 1861 fanden diese Streitereien ein Ende.

Jedes Jahr am 30. November brachten 3 Zehentpflichtige der Kirchengemeinde Leupoldsgrün die Abgaben dem Selbitzer Pfarrer. Der Geistliche Herr empfing sie vormittags mit einer Brotzeit und mußte seine Gäste bis zum Sonnenuntergang bewirten. Nach altem Recht stand den Überbringern eine Hauptmahlzeit mit 5 Gängen zu. Jeder Mann bekam:

1 Fleischbrühsuppe; 1 Pfund Rindfleisch mit Mehrrettich und Klößen; gesottenen Fisch; 1 Pfund Schweinebraten, dazu gekochte Zwetschgen mit eingelegten Semmelschnitten; 1 Viertel eines „Eubischen Kuchens”.

Während des Mahles mussten „Hausbrot, Bier und Schnaps ausreichend auf dem Tisch stehen. Von den Gästen verlangten die Vorschriften nachdrücklich „gesittetes Betragen”. Ein harter Tag für den Pfarrer, welche die einsilbigen Bauern den ganzen Tag bewirten und unterhalten mußte. Nach 1820 gab der Selbitzer Pfarrer jedem der drei Überbringer 1 Gulden 36 Kreuzer und löste damit dieses „Gastmahl” ab.

Bei Beendigung des 2. Weltkrieges im Jahre 1945 mussten zahlreiche Heimatvertriebene in Leupoldsgrün und Lipperts untergebracht werden. Da die meisten der Heimatvertriebenen Katholiken waren, stand unsere Dorfkirche für beide Konfessionen zur Verfügung. So wurde es für viele Jahre zu einer gewohnten Einrichtung, dass sich katholische und evangelische Gemeindemitglieder in unserer Dorfkirche nacheinander zum sonntäglich Gottesdienst versammelte. Im Jahre 1962 erbauten sich die katholischen Gemeindemitglieder ihre eigene Kirche.

 

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