![]() |
![]() |
Das Zeitalter der Hohenzoller in LeupoldsgünIm Jahre 1390 zählte man 14 Anwesen in Leupoldsgrün; diese Anzahl erhöhte sich bis 1502 auf 19 Anwesen. Ihre Besitzer waren die Burggrafen von Nürnberg, die Herren von Lüchau, das St. Klarakloster in Hof, die Pfarrei Selbitz und die Frühmesse Schauenstein. Wie war es dieser Vielzahl von Herren in Leupoldsgrün gekommen? 1373 kaufte der Burggraf Friedrich zu Nürnberg das Hofer Land von den Vögten von Weida. Beim Eintritt seiner Töchter in das Hofer Kloster stiftete er einen Hof in Leupoldsgrün. Zu dieser Zeit besaß das St. Klarakloster bereits 3 Höfe in Leupoldsgrün und 2 in Lipperts. Mit den Abgaben von 5 kleineren Höfen vergütete man die Dienste der Pfarrer in Selbitz und Schauenstein. 7 Anwesen und 2 Wirtshäuser in Leupoldsgrün und 3 Höfe in Lipperts besaßen die Herren von Lüchau. In den verschiedenen Urkunden werden Konrad One, Heinrich Mering, Widmann, Käferstein, Hor, Walter und Konrad Storm als Bauern genannt. In Hartungs, Leupoldsgrün und Lipperts standen die Herrenhöfe. Hartungs, das bedeutendste Rittergut, wurde 1446 als Schloß mit Vorwerk beschrieben, das durch doppelten Graben geschützt war. Ein Hauptmann aus Hartungs wird mehrfach als Verteidiger der Stadt Hof genannt. Genauere Angaben über das Rittergut Hartungs liegen uns aus dem Jahre 1597 vor. Am Haus befanden sich das „Viehhaus, Scheune und Stall”. Im „Bräuhaus” braute man Bier, das in den beiden Leupoldsgrüner ”Wirtshäusern” gezapft wurde. Durch den Flurnamen „Brauhauswiese” blieb die Erinnerung an die herrschaftliche Brauerei bis heute erhalten. Diesen Besitz erhielten die Lüchauer von den Burggrafen und nach Errichtung der Markgrafschaft im Jahre 1398 von den Markgrafen als Lehen. Das Zeitalter der Naturalwirtschaft kannte keine Gehälter im heutigen Sinn. Der Landesherr organisierte die Verteidigung seines Gebietes, indem er Güter und Dörfer an Ritter verlieh. Im Jahre 1495 war Wolf von Lüchau Amtmann zu Schauenstein. Im Kriegsfalle mußte er zusammen mit seinem Bruder Heinz von Lüchau, Herr auf Hartungs, 3 Pferde (=Ritter), 6 Fußknechte und 1 Wagen für die „Brandenburgisch-Culmbachische Ritterschaftsvereinigung” stellen. Nach der Einführung der Feuerwaffen verloren die Ritter ihre Bedeutung. Landsknechte und Büchsenmeister traten an ihre Stelle. Gleichzeit erfolgte der Übergang von der Natural- zur Geldwirtschaft. Die Ritter, die von den Erträgen der Güter und den Abgaben ihrer Bürger lebten, versuchten mit dem „Faustrecht” ihre frühere Stellung zu behaupten. Es kam zum „Raubrittertum”; auch bei uns wurden die Straßen unsicher. Eine Aussage des Spähers Kilian Waltee bezichtigte Heinz von Lüchau, Hartungs, als Helfer des Hans von Absberg; eines gefürchteten Raubritters. Dieser brachte angeblich seine Gefangenen in ein Verlies nach Hartungs. Weitere Kundschafter haben berichtet, Gefolgsleute des Absberg hätten bei dem Lüchauer genächtigt. Hartungs, Waldstein und andere galten als Stützpunkte der Rechtsbrecher. Der Schwäbische Bund sah sich genötigt gegen diese Raubritter einzuschreiten und entsandte 2 Fähnlein Landsknechte, 100 Reiter sowie etliche Büchsenmeister mit ihren Kanonen. Leupoldsgrün, dem Dorf eines Raubritters, drohte bei dieser Strafexpedition große Gefahr. Heinz von Lüchau konnte jedoch die Katastrophe abwenden. Der Grund- und Gerichtsherr unseres Dorfes wies die gegen ihn gerichteten Verdächtigungen, anscheinend recht glaubhaft, zurück und konnte so einer Bestrafung entgehen. 1529 schrieb der Rat von Nürnberg dem Markgrafen Georg: „Heinz von Lüchau hätte geschworen, daß er wider die Bundesstände nicht unternommen hätte.” Im Zusammenhang mit dieser Fehde stand eine Auseinandersetzung des Lüchauers mit seinem Schwager Wolf von Sparneck. 1520 brannte der Sparnecker in Hartungs die außerhalb des Gutes gelegene Schäferei nieder. 400 Schafe sollen dabei umgekommen sein. Heinz von Lüchau antwortete mit einem Gegenschlag, indem er „des Wolf Stockenrode samt Nebengebäuden abbrach.” Schwere Zeiten durchlebten damals die Bauern. Sie trugen die Hauptlast, wenn ihre herren Fheden untereinander austrugen. Zu den Frondiensten, den Abgaben für den Herren und den Pfarrer kamen noch persönliche Verluste und die Wiederaufbauarbeit. Weitere Geißeln waren im Mittelalter Seuchen und Missernten. Nach einer Hungersnot brach 1482 in Hof eine schwere Seuche aus, die wahrscheinlich auch auf das Land übergriff. 32 Wagen voller Leichen wurden auf dem Friedhof bei St. Niklas gefahren. Im gleichen Jagr starb auch Friedrich von Lüchau, der Großvater des Heinz von Lüchau. Er fand seine letzte Ruhestätte in der Franziskanerkirche zu Hof. Ein beliebter Treffpunkt für Männer und Frauen waren die Badestuben in Leupoldsgrün, Lipperts und Hartungs. Sie dienten nicht nur der Körperpflege, sondern auch der Unterhaltung. Der mittelalterliche Mensch verstand es Feste zu feiern. Dabei wurde oft über die Stränge geschlagen. Deshalb griff der Bischof von Bamberg, damals der geistliche Oberherr, mit einer Verordnung ein. Bei einer Verlobung durften höchstens 8 Gerichte serviert werden. An einer Hochzeit, die in der Regel mehrere Tage dauerte, konnten 40 Gäste teilnehmen. Eine Speisenfolge mit bis zu 24 Gängen plus Braten sorgte für das leibliche Wohl. Den Armen gestattete man nur einen Festtag. In jener Zeit feierten die Leupoldsgrüner jährlich 3 Kirchweihen. 1668 starb das Geschlecht der Lüchauer aus. Adam von Lüchau wurde unter dem Altar der Dorfkirche beigesetzt. Im Jahre 1681 verlieh der Markgraf aus Bayreuth den Brüdern Johann Georg und Johann Baptista von Baumsdorff das Vorwerk Lipperts “samt 6 Herrbergen und 4 Trüpfhausern”. Dieses Geschlecht starb 1725 aus. Der Markgraf belehnte am 5. Mai 1683 Herrn Wolf Christoph Reitzenstein mit dem Rittergut Hartungs „samt desselben Zugehörungen”. Die Schäden am Gut in Hartungs wurden nun tatkräftig ausgebessert, die Kirche wieder aufgebaut und auch Leupoldsgrün wurde in den nächsten Jahren ausgebaut. 1791 trat Markgraf Karl Alexander sein Land, und somit auch das Land um Leupoldsgrün, gegen eine Abfindung an Preußen ab. Leupoldsgrün wird preußisch. 1806 beendete der Einmarsch der Truppen Napoleons die preußische Herrschaft und nach dem Frieden von Tilsit (1807) stand das Land unter französischer Verwaltung. Die Landeshoheit der Hohenzoller über unser Dorf war Vergangenheit. Napoleon verkaufte das ehemalige Fürstentum Bayreuth an Bayern und am 17. August 1810 übergab Napoleon auch unseren Heimatort dem König von Bayern.
|
![]() |
|
[Startseite] [Geologie] [Zeittafel] [Anfangszeit] [Hohenzoller] [Bayern] [Neuanfang] [Pfarrei] [Schulwesen] [Quellen] [Impressum] [Fotos] [Gästebuch] |