Aus der Anfangszeit

Im Jahre 1335 wurde Leupoldsgrün zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Heinrich der Ältere, Vogt von Weida, verlieh am 30. April 1335 das Gut zum Brandstein, zum Schlegel, zu Bruck und zu „Wüsten Leupoldsgrün” als Leibgeding an Frau Elzbetin; der Frau seines Richters Hannsen von Weizselstroff. Über den Richter Hannsen von Weizselstroff liegen keine weiteren Unterlagen vor.

Auf Grund der Bezeichnung „Wüsten” kann gefolgert werden, dass Leupoldsgrün bereits vorher bestanden haben muss. Leupoldsgrün ist deshalb bereits älter, als sich auf Basis der ersten urkundlichen Nennung errechnen lässt. Der ursprüngliche Ort lag vermutlich in der Nähe des heutigen Leupoldsgrün und wurde durch Ereignisse, über die uns heute nichts bekannt ist, zerstört.

Noch für 1387 findet sich im Urkundenbuch der Vögte von Weiden der Hinweis, " Nickel und Hans Förster verkaufen dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg ihre Veste Brandstein mit Zubehör, nämlich was sie haben zu Schlegel und zu Bruck, die Pfandschaft, die von Petzold von Sparnberg zu Mossen, ... , ihre Wüstung Leupoldsgrün und alle Güter, wie die genant oder wo die gelegen sein in dem gerichte zu dem Hoffe, für 200 neue Schock Grosch. ..." . Leupoldsgrün war also noch immer eine Wüstung!

Leupoldsgrün wurde, wie unter anderem der Heimatforscher Hans Hofner in seiner Chronik von Leupoldsgrün berichtet, am jetzigen Platz neu aufgebaut. Die Herren von Lüchau hatten, ausgehend von der alten Wasserburg Konradsreuth, getreu den Anweisungen der Vögte von Weida, Stützpunkte in Hartungs, Leupoldsgrün und Lipperts gegründet. Für Hartungs und Lipperts sind in der Folgezeit Herrensitze belegt. Für Leupoldsgrün finden sich keine derartigen Unterlagen. Die erste urkundliche Erwähnung des heutigen Ortsteil „Lipperts” erfolgte im Jahre 1354.

Somit gelten die Herren von Lüchau als die Gründer des „neuen Leupoldsgrün”. Ob die Lüchauer auch für die erste Gründung von Leupoldsgrün verantwortlich sind ist nicht bekannt. Conrad I de Lobechowe gilt heute als der Gründer der sich im Regnitzland verbreitenden Lüchauer. Wir finden ihn schon 1282 im Gefolge des Vogtes von Weida und als Besitzer eines Zehnten bei Hof. Das Geschlecht derer von Lüchau ist heute ausgestorben.

Unbeantwortet blieb bis in unsere Zeit die Frage: Wer waren die Menschen, die das Land rodeten und die ersten Höfe angelegt haben? Nach der Meinung von Sprachforschern wanderten Bauern aus Thüringen ein. Oder war es doch der Herr „Leupold aus Greiz”? Am 20.12.1963 berichtet der “Hofer Anzeiger” über den “Vogtländischen Landtag anno 1288 in Hof”. Auf diesem Landtag, welcher einige Jahre vor der ersten urkundlichen Nennung der Gemeinde Leupoldsgrün stattfand, war auch der vorgenannte “Leupold aus Greiz” als Zeuge anwesend. War dies der ursprüngliche Gründer von Leupoldsgrün?

Die Landbeschreibung von 1390 wies Hans Schwager und seinen Sohn Nickel Schwager als freie Männer in Leupoldsgrün nach. Ihr Hof war bis 1398 „freyes Eigen”. Eine weitere Urkunde aus diesem Jahr bezeugt, dass der „Hoff zu der Müll vormals freye und eigen ist gewesen”. Hierbei handelt es sich um eine relativ seltene Beurkundung; waren doch in jener Zeit die meisten Bauern nur Untertanen, denen die Herren einen Hof zur Nutzung auf Lebenszeit verliehen hatten. So könnten Freibauern durchaus die ersten Siedler gewesen sein. Zwei Begriffe, nämlich „Schwagerbrunnen” und „Schwagerhölzchen”, blieben aus dieser Zeit(?) bis heute erhalten.

Die Gegend um Leupoldsgrün war schon immer „Grenzgebiet”. Waren es früher die Germanen, Kelten oder auch Slawen, oder auch die Franken oder Thüringer, die Bayern oder auch Böhmen, lag Leupoldsgrün später zwischen den Einflussgebieten der Vögte von Weida und der Burggrafen aus Nürnberg bzw. der Herrschaft aus Bayreuth und mitten drin, die freien Reichsritter. Leupoldsgrün war in der Vergangenheit Grenzregion an der innerdeutschen Grenze und später der Grenzbereich der EU nach Osten. Durch die Erweiterung der EU nach Osten scheint sich dies jedoch nun nachhaltig zu ändern.

Im Mittelalter sorgten vor allem auch die ständigen Streitigkeiten und Scharmützel zwischen den Herren von Hartungs, mit den Rittern von Sparneck und der Herrschaft aus Schauenstein für erhebliche Unruhe. Heute bildet Leupoldsgrün mit Schauenstein eine Verwaltungsgemeinschaft und unsere Kinder gehen in Schauenstein zur Schule.

Der Name „Wüsten-Leupoldsgrün” zeigte bereits, dass der mittelalterliche Mensch, hier speziell die Bewohner von Leupoldsgrün, häufig Gefahren ausgesetzt waren. Fehden und Kriege brachten viel Leid. Der Mensch und sein Vieh brauchten in unsicheren Zeiten Schutz. Wo konnten die Einwohner von Leupoldsgrün und Lipperts diesen Schutz finden. Zwar waren die Herrschaftsgüter in beiden Ortsteilen befestigt und mit doppeltem Graben umgeben, aber sie boten nicht genügend Platz und konnten einem ernsthaften Angriff nicht standhalten. So griffen die Bewohner schon in früherer Zeit zur Selbsthilfe und erbauten auf dem Rothenberg eine Ringwallbefestigung. Diese im Wald versteckte Anlage mit Zugang von Lipperts, durch Steilabfälle im Süden und Westen besonders geschützt, soll bis zum Dreißigjährigen Krieg als Fliehburg gedient haben. Diese Anlage ist bis heute als Bodendenkmal zu erkennen. Scherbenfunde in den 60iger Jahren belegen die Nutzung der Anlage im Mittelalter. Aber ob es sich dabei wirklich um eine Schutzwallanlage der Bürger handelt ist nicht sicher erforscht.

Nahezu ganz im Dunkel liegt die Geschichte der Gegend von Leupoldsgrün vor dem 14. Jahrhundert. War die Gegend um Leupoldsgrün damals die unzugängliche Wildnis; undurchdringliches Wald- und Moorgebiet? Haben Kelten, Germanen oder Slaven dieses Gebiet durchstreift oder gar einzelne Siedlungen errichtet. War der Einfluss der Römer auch bei uns zu spüren? War überhaupt jemand da, der den Einfluss hätte spüren können.

 

 

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